ein Ring sie zu knechten - Die Schickeria

Minga wurde schon vor dem Weltenbrand von einer Art Ring umgeben, einer breiten Straße, die auch heute noch in ihren Grundzügen erkennbar ist. Am äußeren Rand, mit Blick ins Ödland und in den Krater hinab, hat sich eine Ringstadt gebildet, welche den meisten viel eher als Minga bekannt ist, als der vermaledeite Krater mit seinen reichhaltigen Ruinenfeldern, wo technologische Wunderwerke und unermesslicher Reichtum warten, vergraben und verschüttet in den kilometerlangen Eingeweiden einer toten Stadt.

 

Die Herren des Rings nennen sich selbst die Schickeria, nach den reichen und mächtigen Altvorderen, die in den Legenden und Lagerfeuergeschichten stets die Herren Mingas waren. Nicht lange nach dem großen Knall, Minga muss damals noch eine große Rauchsäule gewesen sein, spitzen schon die ersten Gründer hinter den tonnenschweren Stahlschotts ihrer privaten Vaults und Bunker hervor.

 

Ausgestattet mit einer Starthilfe, um die sie jeder reguläre Ödländer nur beneiden konnte, war es ein Leichtes für die Reichen, Schönen und Mächtigen schnell ihre alte Vormachtstellung in der Region wieder an sich zu reißen.

 

Man könnte fast meinen, die Damen und Herren hätten den Braten gerochen, als es mit der Welt zu Ende ging. Wie sonst erklärt man sich, dass die urvölkische Oberschicht, deren Glanz und Dekadenz in den Legenden Mingas besungen und beschwärmt wird, nicht nur sichere Rückzugsorte außerhalb der Stadt hatte, sondern auch gleich Waffen, modernste Bunkertechnik samt ausgebildeter Sicherheitsleute und Medikamente parat hatte? Eben alles was man braucht, um nach dem Weltuntergang den Kaltstart einer neuen Zivilisation zu zünden.

Die Antwort, die auf der Hand liegt, wäre wohl, dass sie selbst den roten Knopf gedrückt haben. Aber so blöd kann doch niemand sein, selbst nicht die Sklaventreiber, Junkies und Menschenfresser von der Schickeria.

 

- Die Gschaftler und strahlende Aussichten -

 

Tja, womit fang ich an? Ja, die Schickeria ist eine Bande von Sklaventreibern und –händlern. Wobei sie weniger Sklaven verkaufen als ankaufen. Ja, das klingt so gruselig, wie es dir vorkommt.

Minga is a Krater und man wäre schön blöd, sich da freiwillig auf die Suche nach Schätzen, Vorräten oder Relikten zu machen, egal wie verlockend die Ausbeute auch sein könnte. Von den in Minga geparkten BMWs fährt eh keiner mehr. Dennoch entsendet die Schickeria ein Heer aus Sklaven in die Kraterhölle. Einige Dutzend Ausgrabungen warten schon auf fleißige Hände, denn Arbeit an den Löchern gibt es immer, ebenso wie Schläge. Innerhalb dieser Hölle führen eingekaufte Mutanten ein hartes Regiment, behandeln die menschlichen Sklaven wie sie einst selbst behandelt wurden und ihre Artgenossen noch weitaus schlimmer. Das ist billiger als Menschen in geschlossenen Ödlandanzügen zu schicken und sollte wirklich mal eine Anomalie einen der Mutanten erwischen, ist es um den auch nicht schade. Alle gewinnen, denn irgendjemand muss die Sklaven ja peitschen.

 

Der Krater ist aber auch eine wahre Schatzkiste. Allein was die Schickeria aus den technischen Museen der BMW Welt ausgraben konnte, hätte anderenorts im Ödland zur totalitären Herrschaft über einen ganzen Landstrich gereicht. Die Konzernbunker der großen Triple-A Konglomerate waren zu früheren Zeiten quasi unzerstörbar gewesen, da hätte man schon mit einer Atombombe ran gemusst, um die zu knacken. Na so ein Zufall aber auch. Nun ist das Freilegen weitaus mühsamer, als sich anschließend den Weg in die stählernen Eingeweide dieses technologischen Wunderlandes zu graben. Es wird jetzt schon seit Jahrzehnten geschaufelt und gesucht, doch viele Einrichtungen sind bislang noch kaum erforscht. Dies ist der hohen Strahlung, der Einsturzgefahr und anderen Widrigkeiten geschuldet. Alles keine Gründe die Sklaven zu schonen, aber es ez dauert des ois halt a weng länger.

Ja mei.

 

Wer einmal über den Ring gegangen ist, kann eigentlich vergessen, dass er das Ödland jemals wieder sehen wird. Die Söldner der Schickeria patrouillieren den Ring und kampieren in ihren Messernestern. Das sind strandmuschelartige Zelte, mit der Rückwand in Richtung des Kraters, damit nicht ersichtlich ist, ob es besetzt ist und so fliehende Sklaven in falscher Sicherheit zu wiegen. Jeweils angeführt vom sogenannten Stürmer, einem blutrünstigen Söldnerkapitän, lauern sie auf Kraterflüchtlinge. Stolperdrähte, Fallgruben und Stacheldraht helfen ihnen eifrig dabei, jeden Freiheitsliebenden, der es so weit geschafft hat, wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen. Jeden, den sie erwischen, erwartet ein weitaus schlimmeres Schicksal als der langsame Strahlentod in einer der Ausgrabungen: die malmenden Kiefer und Zähne ihrer Herren.

 

In einer Welt, in der das Töten eines Menschen so alltäglich ist, wie sich um seine Rad-X Dosis zu kümmern; in der der Tod an sich keinen Schrecken mehr birgt, sondern nur noch das „Wie?“, braucht es neue Methoden um den Respekt der Untertanen zu garantieren. Natürlich hat es die Schickeria nicht nötig, Menschen zu essen. Vielleicht ist das auch ganz schrecklich ungesund und macht verrückt. Aber den Effekt, den es bei den Zuschauern auslöst, kann man nicht leugnen. Niemand will, dass seine Frau oder Tochter gefressen wird. Verdammt noch mal, niemand will selbst verspeist werden! Und in Minga macht man sich diese Angst zu Nutze.

 

Die Schickeria liebt es, sich selbst zu inszenieren. Bestrafungen wie Auspeitschen oder lebendiges Häuten finden stets begleitet von lauten Bands, voll aufgedrehten Boxen und bis zum Exzess übertriebener zur Schau Stellung von Reichtum und Macht statt. Höhepunkt dieser Selbstbeweihräucherung, bei denen die Ordner dafür sorgen, dass das ansässige Volk auch ordentlich jubelt und klatscht, bis ihm die Finger wehtun, ist das öffentliche Verspeisen von Flüchtigen, besiegten Feinden oder Wildlingen aus dem Wald, deren Sklavenbefreiungsaktion ein jähes Ende nahm. Traditionell wird bei solchen Festen ordentlich getrunken, geschnupft und vergewaltigt. Die Schickeria und ihre Anhänger feiern sich mit ihren roten Schals und Fahnen selbst am besten.

 

Die berühmte „Minga Freiheit“, das Lebensgefühl der ansässigen Nutznießer von Sklaverei, Völlerei und Jugger-Fanclub Exzessen, zieht allerhand Ödländer in die befremdliche Stadt, die nach ihren ganz eigenen Regeln zu überleben scheint. Profitgeile Vertreter der Handelsgilde mit Gefolge, verirrte Prediger der Bruderschaft, selbstgemachte Schrottbarone, sie alle finden ihren Weg in die schillernde Ringstadt. Solange sie ihren Tribut, gerne in Form von Chids, entrichten und ordentliche Mitglieder ihrer Zunft sind, sind sie in Minga willkommen.

 

Aber es ist nicht alles Party und Völlerei in Minga, denn es gibt ja auch das Juggern. Es gilt die Regel: Der Ball ist kein Ball, sondern ein Schädel und das Spiel dauert so lange, wie es dauern muss. Minga ist verrückt nach Jugger und preist sich selbst als die beste Mannschaft, die das Ödland jemals hatte und haben wird. Ihre Siegesbilanz gibt ihnen Recht, auf dem Juggerfeld  sind die Minga nur schwer zu besiegen. Die Mannschaft setzt sich in der Regel aus den taffsten Höllenhunden des eigenen Söldnerkaders zusammen. Allesamt hoch bezahlte Messerstecher, vollgepumpt mit Designerdrogen und behangen mit der besten Ausrüstung, die man für Chids und Kronkorken kaufen kann. Sie sind die Stars ihrer Arena.